20.12.2019 – Kategorie: Allgemein
Turnaround-Konzept auch digital

Welche Herausforderungen die Instandhaltung einer Raffinerie bereithalten kann, das wissen die Mitarbeiter des Industriedienstleisters Bilfinger aus Mannheim genau, denn sie unterstützen Raffinerien unter anderem bei Modernisierungsarbeiten und Erweiterungen oder wie jetzt bei der Generalrevision der POX-Methanol-Anlage.
Es ist ein Labyrinth aus sich endlos windenden Rohren, hohen Schornsteinen und
verflochtenen Strukturen, durch das sich die Arbeiter mit blauen Helmen und blauen
Schutzanzügen sicher ihren Weg bahnen. Sie schrauben an Ventilen, verschweißen Rohre und bauen Gerüste. Die TOTAL Raffinerie Mitteldeutschland in Leuna ist 320 Hektar groß und schon von weitem ist sie zu sehen und über allem thront der 140 Meter hohe Fackelturm. Sie ist eine der modernsten Industrieanlagen Europas und stellt unter anderem Benzin, Heizöl, Flüssiggas, Diesel und Methanol her – Stoffe, auf die die Wirtschaft nicht verzichten kann. Die Raffinerie scheint eine eigene Welt zu sein und dass der Betrieb und die Instandhaltung einer so großen Anlage nicht einfach sind, kann man auf den ersten Blick erkennen.
Welche Herausforderungen die Anlage und ihr Betrieb tatsächlich bereithalten, das wissen die Mitarbeiter des Industriedienstleisters Bilfinger aus Mannheim genau. Nun soll der Austausch der Reaktoren und die Generalrevision der POX-Methanol-Anlage der Raffinerie erfolgen.
Die Produktionskapazität steigern
Für das erste Projekt müssen sechs Reaktoren bei laufender Produktion erneuert werden – und das möglichst ohne Ausfallzeiten. Denn in den Reaktoren werden mit den nachgeschalteten Anlagenteilen schwere Erdölrückstände aus der Raffinerie per partieller Oxidation (POX) in Methanol umgewandelt, einen der wichtigsten chemischen Rohstoffe der Industrie. Es ist die größte Erneuerung dieser Anlage, eine der letzten Anlagen aus DDR-Zeiten. Im Ergebnis soll die Produktionskapazität von Methanol um 20 Prozent steigen.
Eine besondere Herausforderung stellt die Logistik dar: Die einzubauenden Anlagenteile sind
groß und schwer. Für das Setzen der Reaktoren kommt ein spezieller Raupenkran mit einer
Kapazität von 600 Tonnen zum Einsatz. Allein der Auf- und Abbau des Raupenkrans sowie die
Vorbereitung der Fahrspur nehmen jeweils mehrere Tage in Anspruch, aber am Ende muss alles ineinander greifen wie bei einem Uhrwerk. Das ist Präzisionsarbeit, bei der die Sicherheit immer im Vordergrund steht. Ende 2021 sollen alle Reaktoren ausgetauscht und das Projekt beendet sein.

Turnaround sorgt für Gesetzeskonformität und Umweltgerechtigkeit
Zu diesem Zeitpunkt wird auch der zweite Auftrag an Bilfinger bereits erledigt sein: die Generalrevision der Raffinerie im Herbst 2020. „Zu einem solchen Stillstand sind
Anlagenbetreiber in regelmäßigen Abständen verpflichtet. Der sogenannte Turnaround soll
gewährleisten, dass die Anlage technisch zuverlässig, gesetzeskonform und umweltgerecht
bleibt“, erklärt Gerd Braune, der die Generalrevision leitet. Auch er gehört dem Bereich
Engineering & Maintenance bei Bilfinger an. „Wir machen die Anlage fit für die nächsten sechs Jahre und warten sie grundlegend.“ Diese steht währenddessen komplett still – was für den Betreiber mit hohen Umsatzeinbußen verbunden ist. „Unsere Aufgabe ist es, diese Einbußen so gering wie möglich zu halten. Jeder Tag, den die Anlage länger stillsteht, bedeutet höhere Verluste für unsere Kunden“, so Braune.
Um die Stillstandszeit so gering wie möglich zu halten, hat Bilfinger ein eigenes Turnaround-
Konzept entwickelt. Eine gute Termin- und Arbeitsplanung ist das A und O. Dazu kommt, dass
unser Personal hoch qualifiziert und bei solchen Eingriffen sehr routiniert ist. Außerdem greifen wir immer stärker auf digitale Lösungen zurück.“ Der Erfolg spricht für sich: Jedes Jahr führt Bilfinger rund 30 umfassende Turnarounds von Industrieanlagen in Europa durch.
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