17.10.2023 – Kategorie: Digitale Transformation, Digitalisierung, Produktionsprozesse, Technologie
MES-System: Digitalisierung in der Milch- und Molkeveredlung

Zur Kernkompetenz von Lactoprot Deutschland zählt die Veredelung von Milch und Molke. Das Unternehmen mit dem Headquarter in Kaltenkirchen gehört weltweit zu den führenden Herstellern von Kaseinaten. Bei der Digitalisierungsstrategie unterstützt Lactoprot das Manufacturing Execution System „Pilot“ der Felten Group.
Ob beim Frühstücken mit der Familie, beim Abendessen mit Freunden oder dem schnellen Snack zwischendurch: Die Chancen stehen gut, dass in einem der servierten Lebensmittel veredelte Milch- oder Molkereierzeugnisse von Lactoprot enthalten sind. Mit der Vielzahl an Einsatzmöglichkeiten geht auch eine Fülle verschiedener Kunden und Anforderungen einher – und damit hohe Ansprüche an eine transparente und effiziente Produktion
Lactoprot beschäftigt sich seit über 35 Jahren mit der Veredelung von Milch und Molke. Neben der Fertigung von Molkereieiweißkonzentraten, Mager- und Vollmilchprodukten sowie Joghurtstabilisatoren zählt das Herstellen von Kaseinaten – dem für die Weiterverarbeitung genutzten Proteinanteil in der Milch – zu den Schwerpunkten. In diesem Bereich gehört das Unternehmen zu den weltweit führenden Produzenten. Von Backartikeln über Fleischwaren, Feinkostartikel und Getränke bis hin zu Eiscreme oder Schokolade: In all diesen Segmenten werden Lactoprot-Erzeugnisse verarbeitet.

Bedarf erkannt
Seit Längerem war in einem Teilbereich der Produktionsabwicklung von Lactoprot bereits eine digitale Lösung im Einsatz: Die genutzte ERP-Software war auf die Supply-Chain-Prozesse abgestimmt, und wichtige Abläufe in der Beschaffung, dem Versand und dem Qualitätsmanagement liefen bereits weitestgehend digital. Doch lagerinterne Abläufe sowie komplexe Produktionsprozesse ließen sich mit der eingesetzten ERP-Software nicht bedienen. Diese Prozesse wurden vornehmlich manuell, häufig auch papierbasiert gesteuert. Die Folge waren Verzögerungen in der Produktion und damit der Auslieferung, waren Mehraufwände – sowohl zeitlich als auch personell – sowie Fehleranfälligkeit. Dem Unternehmen war klar, dass hier große Chancen für die Optimierung und den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit bestehen.
Effizienz und Transparenz
Ziele für den Einsatz von Pilot:MES von Felten waren daher ein deutlich höherer Automatisierungsgrad und eine flexiblere Produktionssteuerung, was letztlich zu einer spürbaren Effizienzsteigerung führen sollte. Um dies zu erreichen, wurde Pilot mit diversen Modulen als unterlagertes MES eingeführt. Heute werden damit Wareneingangs- und Warenausgangsprozesse gesteuert, und bei der Umlagerung und Bereitstellung unterstützt das System mittels PDA-Funktion den Mitarbeitenden dabei, die Transporte zügig abzuschließen. Zudem steuert und überwacht Pilot Wiege-, Misch- und Abfüllprozesse sowie kritische Kontrollpunkte (CCP).
„Die Entscheidung für Pilot haben wir nach einer ausführlichen Marktevaluierung und einem Konzeptworkshop getroffen“, erinnert sich Sönke Andresen, Projektleiter bei Lactoprot. „Auf Felten fiel unsere Wahl nicht zuletzt aufgrund der breiten Branchenkompetenz und der einfachen Ansätze zur Produktionsdigitalisierung.“
Neben der lückenlosen Rückverfolgung hat Lactoprot dank Pilot:MES auch die Performance der Anlagen und Prozesse jederzeit im Blick und kann bei Bedarf frühzeitig eingreifen. Die „Digitale Checkliste“, ein Baustein des Systems, findet im Unternehmen gleich mehrere Anwendungen: Sei es bei der Wareneingangsprüfung, bei Lkw-Kontrollen, der Prüfung kritischer Kontrollpunkte oder der Erstellung von Transporteinheiten – das Modul unterstützt bei der normgerechten Einhaltung aller Richtlinien.

MES-System sorgt für klare Erfolge
Schon nach der ersten Einführungsstufe ließ sich durch die synchrone Verbuchung des Wareneingangs eine höhere Bestandsgenauigkeit erreichen. Vor der Einführung gab es zum Teil starke Verzögerungen, verursacht durch manuelle Arbeitsschritte. Besonders für die Lagermitarbeiter machte sich der Hauptvorteil des MES-Systems kurze Zeit nach der Realisierung der weiteren Projektstufen bemerkbar: „Die im bestehenden ERP-System rudimentär ausgeprägte Lagerplatzverwaltung sorgte in der Vergangenheit für lange Suchzeiten im Lager. So konnte das Auffinden einer speziellen Palette von zwei Minuten bis zu zwei Stunden dauern. Durch den Umstieg auf das MES-System reduziert sich diese Zeit im Idealfall auf unter eine Minute“, berichtet Michael Schwanke, Produktionsleiter bei Lactoprot.
Im Bereich der Kleinmengenverwiegung bietet das MES-System zusätzliche Prozesssicherheit, da Produktverwechslungen verhindert werden. Dies entlastet die Mitarbeitenden und sorgt für eine deutlich reduzierte Reklamationsquote. Weitere Sicherheitsmechanismen sorgen dafür, dass keine falschen Rohwaren in die Sammelmischbehälter eingeworfen werden. Zum Beispiel lässt ein Soll-Ist-Abgleich schnell erkennen, ob die für den Verbrauch gescannte Ware auch tatsächlich in den Behältern angekommen ist. Damit lassen sich bereits vor der Weiterverarbeitung eventuelle Fehler erkennen und korrigieren.
Eine weitere Erleichterung stellt die Digitalisierung der CCP-Checks und anderer Prüfpläne dar: Die Daten sind jederzeit verfügbar und können auch rückwirkend für eine lückenlose Nachverfolgbarkeit abgerufen werden. Die Produktivitätsauswertungen, die früher aus unterschiedlichen Datenquellen manuell zusammengetragen wurden, basieren nun ausschließlich auf den Daten aus dem MES-System. Dies führt zu einer spürbaren Zeitersparnis der Werksleitung. „Das Schöne ist: Jeder in der Produktion profitiert vom neuen MES“, resümiert Andresen.
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