11.06.2021 – Kategorie: Unternehmen & Events
Hybrides Event: „Eine Zusammenkunft, wie sie seit Corona nicht mehr möglich war“

Thomas Scheuring, Geschäftsführer der DECHEMA Ausstellungs-GmbH und Björn Mathes, stellvertretender Geschäftsführer der DECHEMA Ausstellungs-GmbH und verantwortlich für das Konzept Achema Pulse, über die Ziele und Innovationen des neuen Formats.
Welche Intention steht grundsätzlich hinter dem Konzept der Achema Pulse?
Mathes: Das wird keine typische Messe oder eine Virtualisierung einer Messe, wie man das bisher kennt. Die Achema Pulse wird vielmehr ein Community-Networking-Live-Event, eine Art Social Web der Prozessindustrie. Sie steht als solche komplett einen Monat zur Verfügung, inklusive aller präsentierten Innovationen und Diskussionsbeiträge. Dennoch ist uns auch klar, dass ein derart hybrides Messeerlebnis natürlich nicht gleichzusetzen ist mit einer Präsenzmesse.
Scheuring: Wir nennen es nicht von ungefähr international „The most interactive plattform for the process industry“.
Wann haben Sie diese Event-Idee geboren?
Scheuring: Die Idee hatten wir eigentlich schon vor Corona, um ehrlich zu sein. Wir glauben, dass Messen, so wie wir sie kennen, nicht um eine digitale Reichweitenverlängerung herumkommen. Wir hatten daher schon etwas in der Schublade, das schnell gezündet werden konnte, als die Corona-Pandemie vieles verändert hat.
Mathes: Wir haben damit einen Strategieprozess aus dem Jahr 2019 aufgenommen. 2020 haben wir dann gesehen, dass wir unsere Pläne schneller umsetzen müssen. In diesem Zuge ist eine technische Grundlage entstanden, auf deren Basis wir schnell vorangehen konnten.
Was sind für Sie die aktuellen Fragen und Problemstellungen der Prozessindustrie auf die die Plattform zwingend eingehen muss?
Scheuring: Die Digitalisierung gehört natürlich dazu, aber auch Security sowie das Thema Wasserstoff werden im Fokus stehen. Die Modularisierung, als Unterthema der Digitalisierung, spielt ebenfalls eine große Rolle – sie wird auch übergeordnetes Thema der Achema 2022 sein. Insgesamt geht es um das Plug and Play von Modulen, darum, offene Standards besser zu machen, transparente Lieferketten, track and trace mit Blockchain sowie um Nachhaltigkeit und Zirkularität. Die klimaneutrale Produktion soll ja spätestens bis 2050 möglich sein. Aber manche Unternehmen wollen das schon 2030 und 2040 schaffen. Da kommt auch ein gewisser Druck auf, wenn führende DAX-Konzerne sich das auf die Fahne schreiben. Den Diskurs zwischen Anwendern und Lösungsanbietern zusammenzubringen, das werden wir zum Beispiel auf dieser Plattform fortführen. Aber wir bewegen uns auch über unsere Branchengrenzen hinweg hin zu Energie- und Wasser- und Abwassermanagement und zu weiteren neuen Playern, die wir im Rahmen der Achema Pulse herzlich begrüßen. Zu guter Letzt wird auch Corona ein Thema sein, um das wir nicht herumkommen – vor allem in Bezug auf die Frage der Auswirkungen auf die Arbeitskultur.
Welche Highlights dürfen Teilnehmer an der „Achema Pulse“ erwarten?
Mathes: Vor allem die Kernthemen der Achema Community – wie können Daten besser fließen, wie laufen Informationen schneller. Kurzum: Durchgängige Datenmodelle – was im Labor beginnt, muss bis zum Endprodukt besser vernetzt werden. Die bodenständigen Themen werden wir weiter berücksichtigen. Das bekommen wir auch im digitalen Format hin.
Scheuring: Insgesamt wird es nur so wimmeln vor Highlights. Als Beispiel genannt sei hier die Innovation-Challenge, deren Anmeldung bereits mit sehr guter Resonanz der Industriepartner läuft – einer der Höhepunkte wird dann die Vorstellung der prämierten Lösung, auch der digitale Nachwuchs wird dabei sein. Es wird Highlight-Vorträge zu unterschiedlichsten Themen geben – von der KI in der Chemie bis zum digitalen Labor der Zukunft. Dazu sind wir im Gespräch mit hochrangigen Speakern und Interviewpartnern aus der ganzen Welt. Auch visionäre Vordenker, die auf Linkedin ihre eigenen Personal Brands geschaffen haben, werden mit von der Partie sein.
Mathes: Wir setzen auf eine extrem starke Interaktivität und pflegen einen „unconference“-Stil. Das heißt, die Teilnehmer dürfen ihre eigenen Diskussionsrunden eröffnen. Spontanität wird stark durch das Konzept gefördert. Es soll nicht nur passiv konsumiert werden. Zwei Tagelang ist die Achema Pulse dann ein reiner Technologiekongress samt Workshops, insgesamt eine Zusammenkunft der Branche, wie sie seit Beginn von Corona nicht mehr möglich war. Die Veranstaltung soll aber auch den Weg einläuten für den realen Messeauftritt in 2022.
Welche Rolle spielt in dem Zusammenhang der Digital Hub?
Mathes: Der Digital Hub wird auf der Achema 2022 der zentrale Treffpunkt für Digitalisierungs-Experten und -Enthusiasten sein. Er dient Ausstellern aus dem digitalen Ökosystem als Plattform für die Präsentation hochrelevanter Technologien und Anwendungsfälle, die nicht in die herkömmlichen Kategorien der Achema-Ausstellungsgruppe passen. Die Digitalisierung und die Transformation, die sie mit sich bringt, ist ja längst über die traditionellen Zuständigkeitsbereiche der IT-Abteilungen hinausgewachsen und im Kern der Achema-Community angekommen – nicht selten mit brachialer Gewalt. Die Erwartungen an gewinnbringende Synergien und neue Potenziale entwickeln sich in Breite und Geschwindigkeit synchron mit den neuen Technologien, die der Branche zur Verfügung stehen. Der Achema Digital Hub schlägt hier die Brücke in diese digitale Welt und wird auf der Pulse schon vorgestellt.
Sie planen ein virtuelles „Speed-Dating“ – wie finden da potenzielle Partner zueinander?
Scheuring: Die Idee steht auch für unsere Lernkurve als Veranstalter auf dem Weg zum digitalen Format: Der Begriff ist zwar witzig und schafft Aufmerksamkeit, er trifft aber nicht exakt, was wir vorhaben: Es sollen Probleminhaber und Problemlöser zusammenfinden, ein Matchmaking also. Wir überlegen gerade noch, ob das auch tatsächlich umgesetzt wird und in welcher Form.
Lässt sich aus der Plattform „Achema Pulse“ in der Zukunft noch mehr für die Branche rausholen? Welche Potenziale sehen Sie da?
Mathes: Unsere Strategie, die wir mit dem neuen Format verfolgen, soll weder eine Eintagsfliege noch ein Corona-Lückenfüller sein. Es ist so konzipiert, dass es mittelfristig und langfristig eine wichtige Säule wird, und immer dann stattfinden soll, wenn die Achema in Frankfurt pausiert. Natürlich wird eine Achema Pulse 2023 dann anders aussehen als heuer – dazu entwickelt sich die Technologie viel zu schnell. Aber da sind wir mit einem agilen Management und unserem Technologiepartner immer auf der Höhe der Entwicklung. Die technologische Plattform der Pulse soll aber auch als Backbone für die Erweiterung der Achema 2022 um digitale Zusatzelemente dienen.
Zu guter Letzt: Warum sollten Unentschlossene sich unbedingt jetzt schon zur Teilnahme anmelden?
Scheuring: Wenn man von etwas überzeugt ist, sollte man es nicht auf die lange Bank schieben. Erfolg kann man nur wahrmachen, wenn man sich mit der Technologie auseinander setzt und sich darauf vorbereit, um deren Potenzial voll ausschöpfen zu können. Die Zeit bis Juni ist dann nicht mehr lang, die guten Ausstellerbedingungen und Vortragszeitzeiten wird es nicht endlos geben. Auch daher ist es wertvoll, sich rechtzeitig zu committen und mit dem eigenen Vertrieb zu sprechen, um diese Plattform optimal nutzen zu können.
Von Heiner Sieger
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