01.02.2021 – Kategorie: ITK

Cyberangriffe auf die Pharmabranche: Endlich impfen – aber sicher!

Cyberangriffe Rohde & Schwarz CybersecurityQuelle: Rohde & Schwarz Cybersecurity

Der Corona-Impfstoff ist da. Doch Hacker gefährden die Impfkampagnen und wollen Zugriff auf die Forschungsdaten der Pharmaindustrie gewinnen. Daher werden jetzt IT-Sicherheitstechnologien benötigt, um die beteiligten Unternehmen und Behörden vor Cyberangriffen zu schützen.

Kurz vor Weihnachten traf es die Europäische Arzneimittel Agentur EMA. Bei einem Cyberangriff auf deren Server konnten Hacker Dokumente im Zusammenhang mit dem Zulassungsantrag für den Impfstoff von Pfizer und Biontech abgreifen. Auch auf Unternehmen, die mit der Entwicklung und Verteilung der Impfstoffe gegen Covid-19 zu tun haben, sind bereits mehrfach Cyberangriffe gestartet worden. Das Interesse an den Daten ist groß und professionelle Hacker kennen die Schlupflöcher, um in die IT-Systeme zu gelangen.

Cyberangriffe: Homeoffice als Schwachstelle

Vor allem die Arbeit von zu Hause eröffnet eine ganze Reihe von Gefahren für die Datensicherheit. Angreifer nutzen beispielsweise Schwachstellen in unsicheren VPN-Tools oder Kollaborations-Plattformen aus. Die Arbeit im Homeoffice hat zudem die Anzahl der Cyberangriffe durch Phishing-Mails rapide steigen lassen. Professionelle Hacker versenden solche E-Mails, um die Empfänger auf mit Malware infizierte Webseiten zu locken. Auf diese Weise versuchen sie, in die IT-Infrastruktur der Firmen zu gelangen, um sensible Daten abzugreifen. 

Viele besonders sensible Daten aus klinischen Studien oder der Forschung sind zudem in den Rechenzentren von Cloud-Anbietern abgespeichert. Technisch sind die Daten bei den großen Cloud-Providern zwar oft besser geschützt als in vielen von dem Unternehmen selbst betriebenen Rechenzentrum. Allerdings droht ein Zugriff durch die Cloud-Provider selbst und – im Falle von US-amerikanischen Providern – durch staatliche Behörden. Denn der sogenannte Cloud-Act verpflichtet US-amerikanische Cloud-Anbieter, den US-Behörden Zugriff auch auf nicht in den USA gespeicherte Daten zu gewähren – und unterläuft damit die EU-DSGVO.

Cyberangriffe: Privacy Shield ist ungültig

Aus diesem Grund hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) im Sommer 2020 das mit den USA geschlossene Datenschutzabkommen „Privacy Shield“ für ungültig erklärt. Die Folge: Deutsche Unternehmen dürfen derzeit keine Cloud-Angebote von Microsoft, Google oder Apple für ihre Geschäftsprozesse ohne eine spezielle EU-DSGVO-konforme Sicherung durch einen vertrauenswürdigen Anbieter nutzen.

Die Pharmaindustrie ist allerdings auf US-amerikanische Dienste von Microsoft, Amazon oder Google angewiesen, wenn sie weltweit über diese Cloud-Dienste zusammenarbeiten will. Denn Ergebnisse aus klinischen Studien, Laborwerte oder Strategiepapiere können auf diese Weise in Bruchteilen von Sekunden mit Partnern, Laboren und Lieferanten weltweit ausgetauscht und verarbeitet werden. Cloud-Dienste wie Microsoft Teams und SharePoint Online machen es möglich, Daten gemeinsam zu bearbeiten – völlig unabhängig davon, an welchem Ort die beteiligten Ärzte, Wissenschaftler und Laborleiter arbeiten. Diese Agilität birgt aber eben auch neue Risiken.

Cyberangriffe nehmen in der Corona-Krise zu

Alle Beteiligten stehen also zunehmend unter Druck, sich besser zu schützen – auch im Interesse des Gemeinwohls. Gleichzeitig müssen sie ihre Geschäftsfähigkeit erhalten und Instrumente nutzen, die ihre Agilität bei der Zusammenarbeit erhöhen. Um diese Agilität mit dem Schutz der Daten zu vereinbaren, sind vier zentrale IT-Sicherheitsstrategien notwendig:

1. Cyberangriffe: Die Cloud sicher machen

Die Tatsache, dass immer mehr Dateien in einer Cloud abliegen, stellt bisherige Sicherheitsstrategien zunehmend in Frage. Denn niemand kann seine Daten mit Hilfe von Firewalls schützen, wenn diese auf den Servern von Cloud-Anbietern liegen. Unternehmen benötigen innovative technische Lösungen, die ihnen die Kontrolle über ihre Daten zurückgeben und Cyberangriffe verhindern kann.

Microsoft hat diesen Weg gemeinsam mit dem deutschen IT-Sicherheitsunternehmen Rohde & Schwarz Cybersecurity eingeschlagen. Sensitive Nutzerdaten werden dabei von der Cloud entkoppelt und können verschlüsselt an beliebigen Orten – beispielsweise dem Firmennetzwerk – gespeichert werden. Kein Cloud-Provider, Hacker und auch keine Behörde kann auf diese Weise auf die Daten in der Cloud zugreifen. Mit einer solchen Lösung können global agierende Unternehmen zudem mit den weltweiten Datenschutzregelungen konform gehen.

2. Hochsichere VPN-Verbindungen nutzen

Ein „Virtual Private Network“ (VPN) ermöglicht eine sichere Verbindung von einem beliebigen Ort in ein Firmennetzwerk. Benötigt wird lediglich eine Verbindung beispielsweise über ein WLAN-Netz, Mobilfunk oder Ethernet. Damit die Datenkommunikation über ein solches öffentliches Netzwerk oder ein Heimnetzwerk sicher ist, braucht es spezielle hochsichere VPN-Tools. Das Problem: Diese standen bisher lediglich in Form von Hardware-Boxen zur Verfügung, die nur mit Endgeräten bestimmter Hersteller korrespondieren. Wenn eine große Anzahl von Mitarbeitern von einem auf den anderen Tag ins Homeoffice geht, stößt ein solches System schnell an seine Grenzen. Für die Arbeit von unterwegs – etwa am Flughafen oder in der Hotel-Lobby – sind die Boxen völlig ungeeignet, da sie eine externe Stromanbindung benötigen.

Nur ein softwarebasierter VPN Client ermöglicht einen schnellen Wechsel in einen Remote-Betrieb. Damit er wirklich sicher ist, muss der VPN Client „Always-on“ sein – das bedeutet, dass die Daten das Endgerät ausschließlich über die VPN-Verbindung verlassen können. Einzig für den Fall, dass der VPN Client ein sicheres Netzwerk erkennt – beispielsweise im Büro – deaktiviert er sich von selber. Eine solche „friendly network detection“ ermöglicht es dem User, in verschiedenen Netzwerkumgebungen kontinuierlich sicher zu arbeiten. Mit dem R&S®Trusted VPN Client steht jetzt erstmals ein solcher softwarebasierter VPN Client zur Verfügung, der vom BSI für VS-NfD-Anforderungen zugelassen wurde.

3. Cyberangriffe: Den Internetbrowser absichern

Bereits vor der Corona-Krise galt: 70 Prozent der Cyberangriffe kommen aus dem Internet. Der aktuelle Informationsbedarf verschärft diese Gefahr noch weiter. Über gefälschte Webseiten, E-Mails oder Grafiken, die aus scheinbar vertrauensvollen Quellen stammen, wird Malware auf Rechner geschleust. Der beste Schutz vor Angriffen aus dem Internet ist ein virtueller Browser, wie der R&S Browser in the Box. Kommt dieser zum Einsatz, haben Cyberkriminelle keine Chance.

4. Daten auf den Endgeräten schützen

Vor allem Organisationen mit hohen Sicherheitsanforderungen – und dazu gehören Pharmaunternehmen – sollten die Endgeräte ihrer Mitarbeiter mit einer Festplattenverschlüsselung ausstatten. Nur berechtigte Nutzer können dann per Multi-Faktor-Authentifizierung ihre Daten und das Betriebssystem nutzen. Geht das Gerät verloren oder wird es gestohlen, ist es für Dritte nicht möglich, auf die Daten zuzugreifen.

Cyberangriffe Rohde & Schwarz Cybersecurity enthält drei Stufen zum Schutz vor Cyberangriffen. (Grafik: Rohde & Schwarz Cybersecurity
Das Sicherheitskonzept von Rohde & Schwarz Cybersecurity enthält drei Stufen zum Schutz vor Cyberangriffen. (Grafik: Rohde & Schwarz Cybersecurity GmbH)

Schnelligkeit ist wichtig bei der Entwicklung, Zulassung und Verteilung von neuen Medikamenten und Impfstoffen. Doch sie darf nicht zu Lasten der Sicherheit von Daten und Prozessen gehen. Mit den richtigen IT-Lösungen lassen sich IT-Sicherheit und digitale Agilität verbinden. (sg)

Über den Autor: Daniel Heck ist Vice President Marketing bei der Rohde & Schwarz Cybersecurity GmbH.
Das IT-Sicherheitsunternehmen schützt digitale Informationen und Geschäftsprozesse von Unternehmen und öffentlichen Institutionen weltweit vor Cyberangriffen. Das Unternehmen bietet innovative Datensicherheitslösungen für Cloud-Umgebungen, erweiterte Sicherheit für Websites, Webanwendungen und Webservices sowie Netzwerkverschlüsselung und Endpoint-Sicherheit. Die vertrauenswürdigen Sicherheitslösungen werden nach dem Security-by-Design-Ansatz entwickelt und können Cyberangriffe proaktiv verhindern.

Lesen sie auch: Cyberangriffe: Gefahr für die Lieferkette von Covid-19-Impfstoffen



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